Wir leben in einer extrem stressigen Zeit. Man muss immer und überall erreichbar sein, sofort auf eine Nachricht antworten, wir haben ständig und überall unser Smartphone in der Hand. Selbst Schulkinder sieht man oft schon mit gesenkten Köpfen in der Straßenbahn sitzen und das nicht, weil sie gerade die Hausaufgaben abschreiben, sondern weil sie gebannt auf den Bildschirm ihres Handys starren und ihre Finger einen Wisch-Marathon hinlegen.
Mir sind in letzter Zeit immer mehr solcher Szenarien aufgefallen. Leute im Café die sich zwar gegenüber sitzen, aber nichts sagen, sondern simultan zum realen Treffen mit der Freundin zum Beispiel über WhatsApp gerade das nächste Wochenende mit einer anderen planen.
Ich habe an mir selbst gemerkt, dass ich geradezu süchtig nach meinem Smartphone bin. Laufend checke und like ich die neusten Bilder bei Instagram, bin pausenlos im Kontakt mit irgendjemandem, antworte immer sofort auf Nachrichten oder scrolle gefühlte tausend Mal durch meine Facebook-Timeline ohne wirklich die Beiträge zu lesen. Selbst in Vorlesungen liegt das Telefon immer auf dem Tisch und falls es mal langweilig wird, ist es ein schöner Zeitvertreib einfach mal durch die Weltgeschichte zu twittern.
Man ist unaufhörlich abgelenkt, kann sich schlecht lange am Stück auf etwas konzentrieren (man könnte ja im Lautlos-Modus eine „wichtige“ Nachricht nicht mitbekommen haben!), verschwendet dadurch Zeit und wird gestresst.
Das möchte ich nicht mehr! Deswegen ist es jetzt für mich an der Zeit, digital zu entgiften!
Wie das gehen soll? Ich habe mir einen ganz strikten Plan für diese Woche aufgeschrieben.
- Das Smartphone und iPad bleiben im Flugzeugmodus
- Kein Instagram
- Kein Facebook
- Kein Twitter
- Kein YouTube
- E-Mails und WhatsApp je einmal morgens und abends checken
- Das Notebook wird nur für unitechnische Zwecke und für einen Blogpost am Tag verwendet
„Ich könnte das ja nicht!“, bekam ich gestern von einigen Freundinnen als Antwort auf meine WhatsApp, in der ich meinen Plan ankündigte. Ich selbst war mir da nicht so sicher, obwohl ich ein ziemlich konsequenter Mensch bin.
Aber schon allein der Gedanke, man könnte das nicht schaffen ist doch beängstigend, oder? Ein kleines Gerät, das mein Leben bestimmt? Nein danke!
23.11.2015 – Tag 1
Mein Morgen startete eigentlich fast wie jeder andere. Nachdem mein Handywecker klingelte und ich nach einigen Snooze-Zugaben endlich wach war, nahm ich das Smartphone in die Hand – STOP! Ich erinnerte mich an meinen Plan. Ok, nur kurz Mails und neue WhatsApps checken und dann wieder zurück auf den Nachttisch.
Das war fürs erste nicht so schwer, wobei mir mein Instagram-am-Morgen fehlte…
Nach dem Frühstück ging es an den Schreibtisch. Da ich heute keine festen Termine hatte, war das der Ort, an dem ich wohl den Tag verbringen würde. In meinen Filofax hatte ich schon am Vorabend meine heutigen To-Dos notiert. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, die Zeit optimal zu nutzen, denn es würde ja keine Unterbrechungen geben. Schon nach 5 Minuten hatte ich den Impuls nach meinem Handy zu greifen. Aber nein – das lag ja drüben im Schlafzimmer… Okay, weiter im Text!
Ich kam tatsächlich gut voran, ich war produktiv und schaffte wirklich mehr als sonst in der gleichen Zeit. Gegen Mittag aber, war ich echt kurz davor mein Dogma zu brechen und „nur kurz“ das WLan am Handy einzuschalten. Aber glücklicherweise blieb ich stark.
Nach dem Mittagessen legte ich den Uni-Kram zur Seite und begann die Aufgaben meiner Haushalts-To-Dos für Montag abzuarbeiten.
So, jetzt aber zur Belohnung ein YouTube Video! Ich musste doch wissen, ob neue Vlogs oder Hauls online sind… Als ich so drüber nachdachte, wie unsinnig es doch ist, sich das tagtägliche Leben von irgendwelchen fremden Menschen anzusehen, kam ich mir total bescheuert vor! Aber es ist doch sooo entspannend…
Ok, Ablenkung!!
Ich nahm mir seit Ewigkeiten mal die Zeit ein bisschen Sport zu machen. Es tat wirklich gut und währenddessen war das Verlangen nach dem Handy total vergessen. Sollte ich jetzt wieder öfter machen!
Einkaufen gehen musste ich auch noch… also unter die Dusche und ab ins Auto.
Beim Supermarkt angekommen griff ich reflexartig in meine Tasche. Da war nichts! Ich hatte mein Telefon daheim gelassen. Unter normalen Umständen wäre ich jetzt wahrscheinlich panisch geworden, da ich mich selbst bei den Einkaufslisten (ausnahmsweise mal nicht auf meinen Filofax) auch auf eine App verlasse. Ich versuchte mich also so gut es ging zu erinnern, was so alles im Kühlschrank fehlte und erledigte meinen Einkauf. (Randbemerkung: ich habe NICHTS vergessen! 😉 )
Mittlerweile war es schon dunkel draußen. Einen Tee gemacht und wieder ab an die Biochemie-Sachen. Leider war das Thema ziemlich langweilig und wieder sehnte ich mich nach meinem Smartphone…
Gegen 18Uhr musste ich dann doch mal nachsehen. Flugmodus aus und ein Konzert von verschiedenen Pieps-Tönen und das fast permanente, energische Vibrieren des Handys lies mich annehmen, dass es sauer auf mich war, da ich es den ganzen Tag nicht eines Blickes gewürdigt hatte.
Ich sah also meine Nachrichten durch und merkte, dass es wirklich fast nur belanglose Dinge waren. Gut, es war auch die ein oder andere Terminänderung dabei, von daher war es ganz gut, dass ich mal geschaut hatte. Aber der Rest? Das hätte auch ohne Probleme bis morgen warten können! Instagram reizte mich noch sehr, weil es momentan einfach meine Lieblings-App ist und ich es liebe von anderen inspiriert zu werden. Natürlich blieb ich standhaft.
Jetzt ist mein Handy wieder im Flugmodus und ich bin richtig stolz auf mich! Ich war wirklich produktiv heute, habe in meinem Lernplan sehr viel aufgeholt und fühle mich richtig gut und sogar irgendwie befreit!
Habt ihr schon mal so eine Art „Digital Detox“ gemacht? Oder seid ihr ohnehin nicht so süchtig wie ich?
Lasst es mich gerne wissen, morgen Abend gibt es dann die Fortsetzung!
Alles Liebe, eure Kathi ♥
PS: Um euch über Instagram über mein Detox-Projekt zu informieren, habe ich eine kleine Ausnahme gemacht… aber ich verspreche, ich habe nur das Bild gepostet und keine weitere Zeit dort verbracht!